|
6.2.3.2 Humor und Lachen
Die zweite Ressource, die ich hier vorstellen möchte, ist Lachen und Humor.
Ein humorvolles Erlebnis äußert sich im Lachen. Es ist eine unwillkürliche Reaktion auf eine angenehme Emotion. Lachen wirkt sich sehr stark auf den Körper aus. Es entspricht einer körperlichen Bewegung oder aber auch einer Entspannungsübung.
Wenn man lacht, wird das sympathische Nervensystem angeregt, was zur Folge hat, dass sich die Atmungskapazität um das 3- bis 4-fache im Vergleich zum Ruhezustand erhöht, so dass der Gasaustausch stark intensiviert wird. Das Einatmen wird vertieft und verlängert, das Ausatmen komprimiert, so dass es zur vollständigen Entleerung der Lunge kommt. Die Inhaltsstoffe des Blutes werden gereinigt und das Gehirn bekommt eine Art Sauerstoffdusche, die zu einem angenehmen emotionalen Zustand führt. Die Herz- und Muskelaktivität steigt an und es wird schließlich die Produktion der „Glückshormone“ Endorphin und Katecholamin gesteigert.
Nach dem Lachen beginnt der Parasympathikus zu wirken, der zur Entspannung des Körpers beiträgt, wobei sich die veränderten Werte wieder normalisieren. Die Veränderungen im Immunsystem halten jedoch noch einige Stunden vor. Hier tritt also die Wirkungsweise einer Entspannungsübung ein.[50]
Ein Test hat ergeben, dass beim Ansehen einer Komödie verstärkt Abwehrstoffe gebildet werden. So steigt die Produktion von Immunglobin A, der T-Lymphozyten und der Zytokine, die Killerzellen erhöhen ihre Aktivität.[51]
Personen, die im Alltag häufiger Humor einsetzen, werden durch Belastungen weniger depressiv. Humor weist demnach auch einen Puffer-Effekt auf, der stressprotektiv wirkt.
Zusätzlich fördert Humor die soziale Interaktion und wird von anderen als angenehm empfunden. Durch gemeinsames Lachen entsteht emotionale Nähe und ein positives Wir-Gefühl. Soziale Unterstützung ist für den Umgang mit Stress von großer Bedeutung.
Dies greift auch wieder auf das Bedürfnis nach sozialer Zugehörigkeit und Liebe zurück, dessen Befriedigung das Wohlbefinden steigert und sich positiv auf den Gesundheitszustand auswirkt.
Ich werde noch zwei Experimente vorstellen, an denen die Wirkung von Humor veranschaulicht werden soll:
* Drei Gruppen von Personen bekamen gesagt, dass sie bei dem Experiment mit Stromschlägen rechnen müssten (um Stress zu erzeugen). Der einen Gruppe wurde ein lustiges, der zweiten Gruppe ein informatives Tonband und der letzten Gruppe gar nichts vorgespielt. Die Gruppe mit dem lustigen Tonband wies die geringste Angst- bzw. Stressrate auf, die Gruppe ohne Ablenkung die höchste.[52]
* Eine Gruppe von Personen bekam eine unangenehm enge Blutdruckmanschette um den Arm gelegt. Man las ihnen vier 20-minütige Geschichten vor. Lediglich der einen humoristischen Geschichte gelang es, die Schwelle für unangenehmes Empfinden zu erhöhen.[53]
Dies sollte noch einmal einen Eindruck davon geben, wie wirkungsvoll diese euthyme Ressource sein kann. Auch das Lachen über eine unangenehme Situation oder über sich selbst, kann eine wichtige Bewältigungsressource für Stress darstellen.
[50] Vgl. Viehauser, 2000.
[51] Vgl. Lefcourt, Davidson-Katz & Kuenemann, 1990, nach Viehauser 2000.
[52] Vgl. Yovetich, Dale & Hudack, 1990, nach Viehauser, 2000.
[53] Vgl. Cogan, Cogan, Weltz & McCue 1987, nach Viehauser, 2000.
|