Stress

Stress - Grundlagen, Auslöser und Bewältigungsmöglichkeiten

6.2.1.1 Das Problemlösetraining

Die Grundstruktur des Problemlösetrainings kann an Hand folgender Tabelle abgelesen werden[35]:

Problemdefinition
Was belastet mich?

Zieldefinition
Was will ich?

Berücksichtigung der Alternativen
Was kann ich tun?

Berücksichtigung der Konsequenzen
Was könnte passieren?

Treffen der Entscheidung
Wie entscheide ich mich?

Handlungsausführung
Handele jetzt!

Evaluation
Hat es geklappt?


Das Ziel ist es, mit Hilfe dieser Übungen die Teilnehmer zu einer selbstständigen, problemorientierten Auseinandersetzung mit den Belastungen zu befähigen.
Es wird zunächst eine konkrete Situation ausgewählt.

1. Schritt: Die Probleme werden beschrieben.
z.B. mein Partner hat sich von mir getrennt

2. Schritt: Die Belastungssituation wird näher beschrieben
z.B. abends, auf dem Sofa fühle ich mich immer sehr alleine und verlassen

Hierzu gehört auch eine konkrete Situationsbeschreibung mit Angabe von Ort und Zeit. Auch die Gedanken, Bewertungen und Selbstgespräche sollen analysiert werden:
z.B. Ich sage mir, dass ich immer alleine bleiben werde.

Gefühle und Körperempfindungen werden dazu betrachtet:
z.B. Ich habe Angst und fühle mich unsicher
und
z.B. Mein Herz schlägt dann sehr schnell.

Als nächstes wird das eigene Verhalten beschrieben:
z.B. Ich versuche mir Videos anzusehen.

Schließlich werden noch die Nachwirkungen der Situation betrachtet:
z.B. Ich kann danach nie einschlafen.[36]


3.Schritt: Umgang mit Problemen

Hier sollen die Klienten versuchen der Stresssituation nicht zu entfliehen, sondern die Stressoren extra in den Blick zu nehmen. Es kann dabei versucht werden, eine neue Perspektive einzunehmen. Eine andere Person nimmt z.B. die stressauslösende Situation ganz anders wahr, als man selbst. Es kann hier sehr hilfreich sein, sich vorzustellen, dass man eine Person wäre, die in dieser Situation nicht belastet wäre.
Eine weitere Möglichkeit ist hier, sich zu überlegen, wie schlimm ein negativer Ausgang der Situation tatsächlich wäre.
z.B. Was ist schon Ärger mit einem Kollegen, verglichen mit einer Kündigung.


4. Schritt: neue Handlungspläne entwickeln

mögliche Handlungspläne werden in der Gruppe erarbeitet. Dies ermöglicht die Entstehung einer Vielzahl von Handlungsalternativen. Die Teilnehmer sollen somit nicht ins Grübeln verfallen, sondern neue Lösungen für Probleme suchen. Dies passiert nach folgenden Schritten:

Lösungen suchen: Unter Beteiligung der gesamten Gruppe erfolgt eine Suche nach möglichen Lösungen.

Bewerten und Entscheiden: der betroffene Kursteilnehmer wählt aus den verschiedenen Alternativen unter Berücksichtigung der möglichen Konsequenzen eine Lösung aus.

Planen von Schritten: das konkrete Vorgehen bei der Realisierung der Lösungsmöglichkeit wird genau geplant (z.B. im Rollenspiel)

Durchführen von Schritten: Die geplante Handlung wird außerhalb der Kurssitzungen ausgeführt.

Rückmelden: Die Ergebnisse der Durchführung werden in der Gruppe besprochen und es werden evtl. neue Handlungsalternativen erarbeitet.[37]

In Anlehnung an das dargestellte Problemlösetraining, möchte ich noch eine weitere Möglichkeit vorstellen, die mir als sehr bedeutsam erscheint und auch zur Stressbewältigungsmaßnahme in Form von Problemlösen gezählt werden kann. Ich möchte auf die Veränderung der Situationsbewertung mit Blick auf motivpassende Ziele eingehen.
Die entscheidenden Vorgänge bestehen hier aus einer Veränderung der Bewertung von Stress, was die Einnahme einer neuen Perspektive mit einschließt. Um die mögliche Intervention verständlich zu machen, muss ich zunächst kurz auf einige Aspekte der Motivation eingehen.

[35] Vgl. Waisik, 1984, nach Meichenbaum, 1991, S. 71.

[36] Vgl. Meichenbaum, 1991.

[37] Vgl. McCelland, 1976, nach Kessler, 1993.
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