Stress

Stress - Grundlagen, Auslöser und Bewältigungsmöglichkeiten

6.2.3 Belastungsausgleich

Diesem Teilbereich werde ich mich etwas genauer zuwenden, weil ich im Anschluss an diesen Punkt eine konkrete Trainingssitzung dazu vorstellen möchte.
Es wurde bereits zu Genüge dargestellt, dass Stress eine negative Wirkung auf unseren Körper und unser Wohlbefinden hat.
Nun liegt die Vermutung nahe, dass positive Emotionen den umgekehrten Effekt haben und somit die Gesundheit fördern. Leider ist dieser Wirkmechanismus noch sehr wenig erforscht. Was jedoch mit relativer Sicherheit gesagt werden kann ist, dass positive Emotionen einen Puffer-Effekt haben und indirekt wirken können.
Es ist nämlich so, dass der Körper auf angenehme Empfindungen deutlich schwächer reagiert, so dass Blutdruck und Herzfrequenz nur wenig zurück gehen.
Allerdings reduzieren sich die Stresshormone Adrenalin und Cortisol, so dass durch positive Emotionen der Stressabbau gefördert wird. Zusätzlich wirken diese Emotionen als Puffer, so dass Belastungen nicht so schnell als Stress empfunden werden.
Dieser Puffer ist wichtig um in belastenden Situationen ein längeres Durchhaltevermögen aufzubauen. Die positiven Gefühle stellen nämlich auch eine Erholungsphase dar, die in einer besonders belastenden Situation dringend benötigt wird.
Durch angenehme Aktivitäten können positiven Emotionen gefördert werden und zu einer optimistischeren Grundhaltung führen.
Mit so einer Grundeinstellung lassen sich Probleme zum einen leichter bewältigen, zum anderen führen sie auch zu besseren Lösungen und diese wiederum schaffen Energie für zukünftige Aufgaben.[46]
Das Ziel dieser Art von Interventionen ist, das die Kursteilnehmer lernen sollen, angenehme, entspannende und genussvolle Aktivitäten regelmäßig in ihren Alltag zu integrieren.
In einem Trainingsprogramm können auch mit jedem einzelnen Teilnehmer, individuelle Ausgleichsaktivitäten erarbeitet werden, wobei dann auch die Durchführung verbindlich geplant wird.[47]
Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die Unternehmungen nicht in Freizeitstress ausarten, so dass man krampfhaft versucht, angenehme Dinge zu unternehmen. Man muss sich Muße gönnen. Gute Laune lässt sich nicht erzwingen.[48]
Viehauser spricht bei diesen angenehmen Aktivitäten von euthymen Ressourcen. „Euthym“ bezeichnet dabei alles, was der „Seele“ gut tut. Damit verbunden sind alle Verhaltens- und Erlebensweisen, die mit Spaß, Lust und allgemeinem Wohlbefinden verbunden sind. Demnach kann man alles als euthym bezeichnen, was positive Emotionen auslöst.
Den positiven Empfindungen kommt in Punkto Gesundheit und Stress eine wichtige Rolle zu.
Ich werde im Folgenden drei euthyme Ressourcen und ihre Wirkung vorstellen. Es handelt sich dabei um die Themen Genuss, Humor und Flow-Erleben.
Der Punkt Flow wird dabei genauer betrachtet, weil er ein besonderes Phänomen darstellt, welches große Wirkung auf das Empfinden und die Bewältigung von Stress hat. Außerdem ist es ein wichtiger Punkt, der an die Wirksamkeitsmotivation aus Kapitel 3 anknüpft.

[46] Vgl. Viehauser, 2000.

[47] Vgl. Kaluza, Basler & Heinrich, 1988.

[48] Vgl. Selye & Kerner, 1973.
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