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6.2.3.1 Genuss
Schöne Situationen müssen genossen werden, damit sie einen Wert für das Wohlbefinden bekommen.
Genuss wird oft mit Lust gleichgesetzt, was nicht richtig ist. Dennoch spielt die Lust eine entscheidende Rolle für den Genuss. Umgekehrt jedoch lässt sich so eine Beziehung nicht aufbauen - und genau dort liegt der entscheidende Unterschied.
Genuss basiert auf Sinneseindrücken, wie Musik, Farben, Geschmack, Gerüche und Hautempfindungen. Dies genügt jedoch noch nicht um ein Genießen hervorzurufen. Dazu bedarf es weiteren Komponenten. Zum einen muss ein mit den Sinneseindrücken verbundenes, positives Gefühl mitschwingen.
Zum anderen wird Lust benötigt, die aus einem unbefriedigten Bedürfnis resultiert. Schließlich ist die Aufmerksamkeitsfokussierung, sowie der bewusste Umgang mit der Situation von Bedeutung.
Lust resultiert nur aus einem Mangelzustand, der möglichst schnell behoben werden soll. Sie tritt auch bei Süchtigen auf, die ihre Handlungen nicht mehr vollständig unter Kontrolle haben und nur darauf hinstreben ihre Mangelsituation so schnell wie möglich zu beheben. Es geht dabei allein um das Konsumieren. Oft gelangen Süchtige in eine „hedonistische Tretmühle“, bei der es um ein „immer mehr“ und „immer besser“ geht.
Der Genuss ist die höchste Form der Lust. Dabei ist es jedoch wichtig sein Handeln unter Kontrolle zu haben und eventuell das Bedürfnis auch aufzuschieben.
Beim Genuss einer Situation beschränkt sich die Aufmerksamkeit allein darauf und man erlebt diesen Moment ganz bewusst.
Die Aufmerksamkeitsfokussierung ist von entscheidender Bedeutung, da man positive Emotionen nur dann wahrnehmen kann, wenn man sich eine längere Zeit auf das angenehme Erleben konzentriert.
Genuss schützt auch vor Depressionen, da diese oft mit Anhedonie (Verlust der Genussfähigkeit) verbunden sind.[49]
[49] Vgl. Viehauser, 2000.
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