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4.3.2.1 Spezifische oder unspezifische Reaktionen auf Stress?
Stressreaktionen können einen sehr negativen Einfluss auf den Körper haben, wenn sie über einen längeren Zeitraum auftreten. So werden z.B. die „Killerzellen“ blockiert, und somit das gesamte Immunsystem gehemmt. Was dem Körper also bei akutem Stress gut tut und ihn gesund hält, wird bei chronischem Stress schädlich.[41]
Ähnlich wie bei der Auflistung der Stressreaktionen, lässt sich auch die Liste der durch Stress verursachten Beschwerden und Krankheiten beliebig fortführen. Hier also nur ein kleiner Überblick über häufige körperliche Reaktionen auf Dauerstress:
· Spannungskopfschmerzen
· Schwindel
· Magen- und Darmerkrankungen (Magengeschwüre, Magen-schleimhautreizungen, Durchfall...
· Muskelverspannungen bis hin zu chronischen Rückenschmerzen
· Hauterkrankungen
· Herz-Kreislauferkrankungen
· In den schlimmsten Fällen auch der plötzliche Tod durch Herzschlag oder Schlaganfall[42]
Wenn ein kritisches Ereignis in einer Erkrankung mündet, ist auch dies durch einen Stressbewältigungsprozess entstanden. Das heißt, der Vorgang der Auseinandersetzung mit dem Stressor ist dafür der ausschlaggebende Punkt.
Der Bewältigungsprozess ist immer mit Kosten verbunden. Dabei ist es egal, ob der Bewältigungsvorgang nun erfolgreich verlaufen ist, oder nicht. Die Bewältigungsmaßnahme ist eine Anstrengung, die den Körper auf Dauer überfordern, schwächen und verletzbar machen kann.
Es kann auch eine erfolgreiche Bewältigung ihre Spuren hinterlassen.[43]
Neuere psychobiologische Stressforschungen belegen, dass sich die Unspezifität der Stressreaktionen aus Selyes Modell nicht aufrecht erhalten lässt. Eine Person reagiert auf Stress eher mit dem Herz-Kreislauf-System, ein Zweiter hat dagegen bei Stress mit starken Muskelverspannungen zu kämpfen.[44]
Es gibt also individuelle Reaktionsspezifitäten auf Stress. In der Umfrage hat sich dies auch in der Unterschiedlichkeit der Ergebnisse gezeigt.
Die Stressreaktionen können sowohl personenspezifischer als auch situationsspezifischer Natur sein.
Ärger löst zum Beispiel primär die Freisetzung der Hormone Noradrenalin und Testosteron aus. Dadurch entsteht meist ein aggressives, dominantes Verhalten. Der Blutdruck und die Herzfrequenz steigen an.
Furcht löst eher Adrenalin- und Cortisolausschüttung aus. Auch hier steigen Blutdruck und Herzfrequenz an, jedoch nicht so stark, wie bei Ärger.
Eine depressive Gefühlslage steigert die Cortisolausschüttung, wobei das Testosteron im Körper stark zurück geht. Die Herzfrequenz nimmt ab und das Verhalten ist eher als unterordnend und hilflos zu beschreiben.[45]
Es wird somit nicht nur das Stressempfinden, sondern auch die Stressreaktion, sowohl von personalen als auch von situativen Merkmalen beeinflusst.
Selye verstand unter Stress also einen somatischen Vorgang, der unter dem Einfluss von äußeren Faktoren, die körperlichen Funktionen mobilisiert.
In den darauffolgenden Jahren wurden Stressmodelle aber weiterentwickelt, welche auch die dargestellten Zusammenhänge zwischen Person und Situation mit einbezogen. Der Stressbegriff kann also nicht, wie bei Selye, auf rein körperliche, unspezifische Vorgänge reduziert werden, sondern muss um psychologische und soziale Aspekte erweitert werden. Der Annahme der Transaktionalität wird im Modell von Lazarus Gestalt gegeben, was nun im kommenden Punkt vorgestellt werden soll.
[41] Vgl. Zimbardo & Gerring, 2004.
[42] Vgl. http://www.iai-bochum.de/lifestylemanagement/files/stress%20im%20alltag.pdf (15.11.04)
[43] Vgl. Schwarzer, 1993.
[44] Vgl. Kaluza, 1996.
[45] Vgl. Ebd.
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