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9. Die Erziehung zum Guten
Bei Maria Montessori sollen die Kinder zum Guten erzogen werden. Dies soll sich in allen Entscheidungen, die das Kind trifft widergespiegelt sein. „Die Entscheidung zum Guten ist des Menschen Krone und Glück“[18]
Bei dieser Thematik spielt das Gewissen eine entscheidende Rolle. Das Gewissen stellt die höchste Instanz für Entscheidungen dar. Der Verstand ist zwar für Entscheidungen ebenso bedeutsam, jedoch kann keine Entscheidung getroffen werden, ohne vorher sein Gewissen dazu zu befragen.
Montessori geht davon aus, dass Gott über das Gewissen zum Menschen spricht und es deshalb einen so hohen Stellenwert im Leben hat.
Regeln unterstützen einen Entscheidungsprozess, jedoch ist die Freiheit eines Menschen immer noch gegeben, so dass er selbst für sein Handeln verantwortlich ist.
Das seelische Gleichgewicht ist der Ausgangspunkt um das Gewissen sensibel wahrzunehmen. Wenn aber die Umgebung nicht entsprechend geformt ist, dass sie ein Kind zur Ordnung und Ruhe führen kann, kann es zu Schwierigkeiten kommen. Wenn nun ein Kind bereits mit einer defensiven Einstellung in das Kinderhaus kommt, ist es die Aufgabe des Erziehers, das Gute im Kind zu rufen und zum Vorschein zu bringen.
Nur wenn das Kind innerlich ruht, ist es bereit, sich auf den Gehorsam und das Gute einzulassen.
Die Bedeutung des Gewissens für Montessori spiegelt sich in diesem Zitat wider: „Die Menschen ohne Gewissen sind wie Tiere ohne Erhaltungstrieb: Wahnsinnige, die ins Verderben rennen.“[19]
Trotz dieser Grundhaltung in der Erziehung kann es besonders im Alter von etwa 7 Jahren zu Aggression und Neid unter den Kindern kommen. Der Grund dafür liegt darin, dass den Kindern ihre vertraute Welt zu eng wird. Sie brauchen mehr Platz als ihnen ein Klassenzimmer bieten kann. Auch die moralische Erziehung wird in diesem Alter auf eine höhere Stufe gestellt:
Früher war es die Aufgabe der Kinder Höflichkeitsformen zu erlernen, die Bewegungen zu koordinieren, um beim Gehen niemanden anzustoßen etc.
In diesem Alter soll die eigentliche moralische Erziehung einsetzen, nämlich Hilfsbereitschaft anderen gegenüber zu zeigen, andere nicht zu beleidigen, oder sie zu verletzen etc.
Das Alter von 7 –12 wird für diese Form der moralischen Erziehung als sensible Periode kategorisiert.
Die Kinder haben nun ein Alter erreicht, in dem sie Verständnis für die Handlungen ihrer Mitmenschen aufweisen. Sie entwickeln Empathie und ein Gefühl für Gerechtigkeit.
Dieser Ansatz wird im Alter von 12 – 15 Jahren weiter gefördert. Die Kinder/Jugendlichen sollen dort an praktischer Arbeit teilnehmen. Sie können z.B. auf dem Land bei einem Bauern arbeiten. So wird einerseits ihrem Bedürfnis nach einer erweiterten Umwelt nachgegeben und andererseits können sie so ein Verständnis für andere Menschen und deren Arbeit entwickeln, auch wenn sich diese von ihren gewohnten Arbeitsformen unterscheiden.
Der grundlegende Baustein in der Erziehung zum Guten ist, dass die Kinder und Jugendlichen von den Erziehern/ Lehrern als vollständige Person angenommen werden und nicht als unmündig bevormundet werden.
Durch so ein Verhalten würde man den Kindern/Jugendlichen zu wenig Verantwortung überlassen. Sie könnten keine eigenen Entscheidungen treffen und eine Sensibilität dem Gewissen gegenüber könnte nicht zu Tage treten. Sie könnten die moralische Erziehung mit so einer Haltung wohl kaum nachvollziehen.
[18] Helming, H.: Montessori-Pädagogik. S.143.
[19] Montessori, M.: Schule des Kindes. S 318.
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