Maria Montessori

Montessori Pädagogik


von Pia Kähler

7. Die Mathematik

Maria Montessori war selbst sehr an Mathematik und naturwissenschaftlichen FĂ€chern interessiert und misst dem auch in ihrer Erziehungstheorie große Bedeutung bei.
Mathematik bildet die Grundlage fĂŒr den Sinn fĂŒr Abstraktion und Ordnung.
Um Mathematik zu verstehen braucht man allerdings Zeit. Dies ist in einer Regelschule nicht gegeben, denn dort diktieren die Schulstunden, wann man sich mit welchem Thema auseinander setzen soll. Der mathematische Geist kann nicht erwachen.
Von Grund auf werden die Kinder auf das mathematische Denken vorbereitet. Sie machen Erfahrungen mit GrĂ¶ĂŸen, wie kurz und Lang, schwer und leicht, gerade und gebogen, etc. Sie lernen ebenso schon den Umgang mit geometrischen Formen.
Diese ganzen Erfahrungen werden meist unbewusst aufgenommen, dringen dann aber bei der BeschÀftigung mit Mathematik in das Bewusstsein vor und können genutzt werden.
Charakteristisch fĂŒr das Material zur Mathematik ist, dass es nicht auf eine bestimmte GrĂ¶ĂŸe begrenzt ist, sondern dass die Kinder von Anfang an mit unbegrenzt hohen Zahlen rechnen können.
Das Material basiert dabei oft auf Rechenhilfen alter Völker. Es wurde dann durch Beobachtungen an den Kindern erweitert und verfeinert um ihm einen grĂ¶ĂŸeren autodidaktischen Charakter zu geben.
Im Folgenden sollen einige Beispiele dargestellt werden.

Ø Die blau-roten Stangen: Es gibt 10 blau- rot gefĂ€rbte Holzstangen, die an die roten StĂ€be erinnern. Sie sind unterschiedlich lang. Die grĂ¶ĂŸte Stange hat 10 Einheiten, die kĂŒrzeste nur 1e. Die StĂ€be nehmen jeweils um eine Einheit (ein gefĂ€rbter Abschnitt) zu. Das Kind kann nun durch Aneinanderlegen der Stangen die Erfahrung machen, dass z.B. 8 + 2 =10 ist.

Ø Die SpindelkĂ€sten: Es gibt 45 Holzspindeln, die auf 10 KĂ€sten verteilt werden sollen. Der 1. Kasten soll leer bleiben, in den 2. Kasten soll eine Spindel hinein, in den 3. Kasten zwei Spindeln ... und in den 10. Kasten kommen 9 Spindeln hinein. Oft werden die Spindeln zu BĂŒndeln gebunden, so dass die Anzahl der Spindeln eine einheitliche Zahl darstellt.

Ø Karten mit Ziffern und 55 Chips: Das Kind hat Karten mit verschiedenen Ziffern drauf. Seine Aufgabe besteht nun darin, die entsprechende Anzahl der Chips in einer Zweierreihe unter die Karte zu legen. Ist es eine ungerade Zahl, kommt ein einzelner Chip in die Mitte, unter das ZweierbĂŒndel.
Das Kind lernt durch diese Übung den Unterschied zwischen gerade und ungerade, teilbar und nicht- teilbar kennen.

Ø Das Dezimalsystem: Dieses Material ist sehr komplex. Es ist ein Rechenrahmen, der zu einem Kubus aufgebaut werden kann. Ein Rahmen enthÀlt 10 DrÀhte gespannt. Auf jedem Draht sind 10 Perlen aufgefÀdelt. Der Kubus entsteht, wenn man 10 dieser Quadrate/ Rechenrahmen aufeinander setzt.

- So stellt eine Perle einen 1 er dar.

- 10 Perlen bilden eine Linie. Ein Draht steht also fĂŒr einen 10 er.

- 10 DrĂ€hte stellen dann ein Quadrat dar, was dann fĂŒr einen 100 er steht.

- 10 Quadrate aufeinander stellen demnach dann einen 1000 er dar.

So lĂ€sst sich bis in unbestimmte GrĂ¶ĂŸen fortfahren. Das Kind kann dabei die Grundrechenarten erlernen und lernen auch zu abstrahieren. Zur weiteren Abstraktion gibt es noch Rechenrahmen, bei denen ein Zehner von nur einer Perle in einer anderen Farbe dargestellt wird. Ein Draht mit diesen Perlen wĂŒrde demnach nicht mehr fĂŒr 10, sondern fĂŒr 100 stehen. Auch dies lĂ€sst sich noch weiter ausweiten, wenn eine Perle in einer dritten Farbe dann einen 100 er darstellt...[13]

Auch diese Materialien sind nur ein Teil der vorhandenen Übungen. Es sollte versucht werden, einen Eindruck davon zu geben, wie vielseitig das mathematische VerstĂ€ndnis des Kindes angesprochen werden kann.
Heute sind durchaus einige der Materialien auch in Regelschulen anzutreffen. Gerade im mathematischen Anfangsunterricht bedient man sich ihrer gerne.

[1] Helming, H.: Montessori-PĂ€dagogik. S.118- 121.
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